Die weltweite Finanzmarktkrise fordert ein nächstes Opfer: Der für den 27. Oktober geplante Bahn-Börsengang wurde nach Angaben des Bundesfinanzministeriums und des bundeseigenen Konzerns auf zunächst unbestimmte Zeit verschoben. Angesichts "der extremen Unsicherheiten an den Finanzmärkten und zur Wahrung eines fairen Preises" sei entschieden worden, den Börsengang der Bahntochter DB Mobility Logistics "bei einem besseren Marktumfeld vorzunehmen".
Die Finanzkrise schlage offenbar auch auf die Bewertung des Unternehmens durch, hieß es. Die Suche nach Investoren sei derzeit massiv erschwert. Man habe "kein Geld zu verschenken" und werde voraussichtlich "mindestens einige Wochen" bis zum neuen Anlauf für den Börsengang verstreichen lassen.
Als einen nächsten Termin für den Börsengang peilen Bahn und Regierung nun das Frühjahr 2009 an - ein extrem enger Zeitplan angeischts des im Sommer beginnenden Bundestagswahlkampfs, der die politische Stimmung womöglich unkalkulierbar aufheizen könnte.
Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee nannte die Entscheidung angesichts der eingebrochenen Börsen unumgänglich: "Ein Verschleudern von Aktien unter Wert wird es nicht geben." Bundesfinanzminister Peer Steinbrück erklärte zusammen mit Bahn-Chef Hartmut Mehdorn, der Börsengang an sich stehe nicht infrage, und die Vorbereitungen würden konsequent und zielstrebig fortgeführt. Die Bahn kündigte außerdem an, den Dialog mit potenziellen Investoren fortzusetzen. Man bleibe "kurzfristig handlungsfähig".
Mehdorn berichtete, dass insbesondere seit Anfang dieser Woche am Kapitalmarkt eine extreme Verunsicherung aufgezogen sei. Dies habe den Ausschlag für den Ausstieg gegeben, auch wenn die Geschäftsstrategie bei Anlegern in spe goutiert worden sei, und die Bahn als "sicherer und solider Wert" gesehen werde.