Hitler-Forscher Werner Maser gestorben
Die deutsche Geschichtswissenschaft hat von akademischen Außenseitern oft widerwillig profitiert - die Beispiele reichen vom Publizisten Emil Ludwig, der mit seinen Biografien in der Weimarer Republik Publikumserfolge erzielte, bis zu Jörg Friedrich mit seinem Bestseller "Der Brand" 2002. In der "alten" Bundesrepublik war Werner Maser lange ein ähnlich einflussreicher Geschichtsvermittler: Er erfo
Schon 1965/66 hatte Maser die ersten Analysen von Hitlers Bekenntnisbuch "Mein Kampf" und der Frühgeschichte der NSDAP vorgelegt; es folgte 1971 seine große Gesamtdarstellung über "Legende, Mythos, Wirklichkeit" Adolf Hitlers. Doch im Grunde bestimmte das Thema Hitler Masers gesamtes Arbeitsleben, seit er 1955 mit einer Dissertation über "Die Organisierung der Führerlegende" in Erlangen promoviert worden war. Er verfasste insgesamt 25 teils dickleibige Werke, die teilweise in 20 Auflagen erschienen und in sechs Sprachen übersetzt wurden.
Werner Maser wurde 1922 in Ostpreußen geboren, legte 1940 in Königsberg das Abitur ab und leistete bis 1945 Kriegsdienst. Nach vier Jahren Gefangenschaft studierte er im Schnelldurchlauf in Berlin, war zeitweise Assistent des Nationalbolschewisten Ernst Niekisch und wechselte dann in die Bundesrepublik. Ohne Berührungsängste beschäftigte sich Maser bei seinen Arbeiten über das Dritte Reich auch mit Aspekten von Hitlers privatem Leben, sprach mit fragwürdigen Zeitzeugen und spürte verschollene Archivalien auf. Mit anderen Publizisten wie dem "Spiegel"-Redakteur Heinz Höhne, dem Briten David Irving und dem ehemaligen NDR-Redakteur Joachim Fest begründete Maser so den von der akademischen Historikerzunft als "Hitler-Welle" abqualifizierten Aufschwung der NS-Forschung.
Allerdings folgte Maser seit Mitte der siebziger Jahre dem Weg Irvings zum Geschichtsrevisionismus. Sein Buch über das "Tribunal der Sieger" enthielt bereits zweifelhafte Thesen; 1977 machte er sich für den angeblichen"Hitler-Sohn" Jean-Marie Loret stark. Er brachte sogar die Nachfahren von Hitler-Verwandten dazu, ihn zum "Nachlassverwalter" des "Führers" zu ernennen - obwohl das Bayerische Finanzministerium das Hitler-Erbe verwaltet.
Seine späte Berufung auf einen Lehrstuhl an die Universität Halle-Wittenberg rief daher 1990 viel Unbehagen hervor - für Maser, der von akademischen Historikern meist geschnitten wurde, war dennoch die kurze Professorenzeit bis zur späten Emeritierung 1994 die Vollendung seiner Laufbahn. Mit seinen Büchern "Der Wortbruch" (1994) sowie "Fälschung, Dichtung und Wahrheit über Hitler und Stalin" (2004) verließ Maser dann jedoch endgültig den Boden der querdenkerischen, aber produktiven Zeitgeschichte. Wenige Monate vor Vollendung seines 85. Lebensjahrs ist Maser am Gründonnerstag in Speyer gestorben.