(eine sehr vorsichtige, sumarische Wiedergabe siehe Völkischer Beobachter vom 26.10.1939; Textwiedergabe nach Buchheim/Broszat/Krausnick: Anatomie des SS-Staates. Freiburg/Br. 1965 S.217-219)
Erlaß des Führers und Reichskanzlers zur Festigung deutschen Volkstums vom 7. Oktober 1939. Die Folgen von Versailles in Europa sind beseitigt. Damit hat das Großdeutsche Reich die Möglichkeit, deutsche Menschen, die bisher in der Fremde leben mußten, in seinen Raum aufzunehmen und anzusiedeln und innerhalb seiner Interessengrenzen die Siedlung der Volksgruppen so zu gestalten, daß bessere Trennungslinien zwischen ihnen erreicht werden. Die Durchführung dieser Aufgabe übertrage ich dem Reichsführer-SS nach folgenden Bestimmungen:
Der Reichsführer-SS ist ermächtigt, alle zur Durchführung dieser Obliegenheiten notwendigen allgemeinen Anordnungen und Verwaltungsmaßnahmen zu treffen. Zur Erfüllung der ihm in Absatz 1 Nr. 2 gestellten Aufgaben kann der Reichsführer-SS den in Frage stehenden Bevölkerungsteilen bestimmte Wohngebiete zuweisen.
In den besetzten ehemals polnischen Gebieten führt der Verwaltungschef Ober-Ost die dem Reichsführer-SS übertragenen Aufgaben nach dessen allgemeinen Anordnungen aus. Der Verwaltungschef Ober-Ost und die nachgeordneten Verwaltungschefs der Militärbezirke tragen für die Durchführung die Verantwortung. Ihre Maßnahmen sind den Bedürfnissen der militärischen Führung anzupassen. Personen, die zur Durchführung dieser Aufgaben mit Sonderaufträgen versehen sind, unterstehen insoweit nicht der Wehrmachtsgerichtsbarkeit.
Die dem Reichsführer-SS übertragenen Aufgaben werden, soweit es sich um die Neubildung deutschen Bauerntums handelt, von dem Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft nach den allgemeinen Anordnungen des Reichsführers-SS durchgeführt. Im übrigen bedient sich im Gebiet des Deutschen Reiches der Reichsführer-SS zur Durchführung seines Auftrags der vorhandenen Behörden und Einrichtungen des Reiches, der Länder und der Gemeinden sowie der sonstigen öffentlichen Körperschaften und der bestehenden Siedlungsgesellschaften. Falls über eine zu treffende Maßnahme zwischen dem Reichsführer-SS einerseits und der zuständigen obersten Reichsbehörde -- im Operationsgebiet dem Oberbefehlshaber des Heeres -- eine nach Gesetzgebung und Verwaltungsorganisation erforderliche Einigung nicht erzielt werden sollte, ist meine Entscheidung durch den Reichsminister und Chef der Reichskanzlei einzuholen.
Verhandlungen mit ausländischen Regierungsstellen und Behörden sowie mit den Volksdeutschen, solange sich diese noch im Auslande befinden, sind im Einvernehmen mit dem Reichsminister des Auswärtigen zu führen.
Sofern für die Seßhaftmachung zurückkehrender Reichs- und Volksdeutscher Grund und Boden im Gebiet des Reiches benötigt wird, so finden für die Beschaffung des benötigten Landes das Gesetz für die Landbeschaffung für Zwecke der Wehrmacht vom 29. März 1935 (Reichsgesetzblatt I, S. 467) und die zu ihm ergangenen Durchführungsbestimmungen entsprechende Anwendung. Die Aufgaben der Reichsstelle für Landbeschaffung übernimmt die vom Reichsführer-SS bestimmte Stelle. Die zur Durchführung der Maßnahmen erforderlichen Mittel stellt der Reichsminister der Finanzen dem Reichsführer-SS zur Verfügung.
Berlin, den 7. Oktober 1939
Der Führer und Reichskanzler, gez. Adolf Hitler
Der Vorsitzende des Ministerrates für die Reichsverteidigung, gez. Göring, Generalfeldmarschall
Der Reichsminister und Chef der Reichskanzlei, gez. Lammers
Der Chef des Oberkommandos der Wehrmacht, gez. Keitel
Eingeleitet und kommentiert von Angelika Ebbinghaus und Karl Heinz Roth. 16 Seiten mit 44 Fußnoten (hier nicht aufgenommen)
Verzeichnis der Dokumente:
Zur Person Theodor Schieder(11.4.1908-?), (Angaben in der Einleitung Seite 71-73)Geboren in Öttingen, Bayerisch-Schwaben, 1926-1931 Studium der Geschichte, Germanistik und Geographie in München und Berlin, Mitglied in der antiparlamentarischen deutschnationalen Jugendbewegung. 1933 Promotion in München mit einer Arbeit über die kleindeutsche Partei, anschließend Wechsel nach Königsberg zum Idol der jungnationalen Historiker zur Ostforschung, Hans Rothfels. Nach Lehrstuhlverlust Rothfels als Nichtarier 1934 Wechsel zur Publikationsstelle Berlin-Dahlem mit Forschungsstipendium zur "Bildung eines preußischen Bewußtseins in den an Polen gefallenen Teilen vor 1772". 1935 Festanstellung, wissenschaftlicher Leiter der Landesstelle für Nachkriegsgeschichte in Königsberg als Außenstelle der Publikationsstelle Dahlem, Herausgeber der Zeitschrift "Altpreußische Forschungen" und Koordinatior zur Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung und zur Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft. 1.5.1937 Eintritt in die NSDAP, Abschluß der Habilitationsschrift mit dem Titel: "Deutscher Geist und ständische Freiheit im Weichsellande. Politische Ideen und politisches Schrifttum in Westpreußen von der Lubliner Union bis zu den polnischen Teilungen (1569-1772/93), Königsberg (Pr.) 1940. 1940 wurde Schieder Dozent am Historischen Seminar in Königsberg, zwei Jahre später nach einer Vertretungsprofessur in Innsbruck Berufung zum o.Prof, 1943 Dekan der Philosophischen Fakultät Königsberg, nach dem Krieg Wirken in Köln. |
Nr. 4: Aufzeichung über Siedlungs- und Volkstumsfragen in den wiedergewonnenen Ostprovinzen: Erster Entwurf von Theodor Schieder, 4.-7.10.1939
Mit dem vollständigen Sieg der deutschen Waffen über Polen ist der Augenblick gekommen, das Unrecht wieder gutzumachen, das 1919 dem deutschen Orden und seiner deutschen Bevölkerung zugefügt wurde. Wir sehen heute in den nun wieder ins Reich heimkehrenden Gebieten vor den Ergebnissen einer zwanzigjährigen brutalen Eindeutschungspolitik der Polen, die zu einer beispiellosen Vernichtung und Verdrängung des ansässigen deutschen Volkstums geführt haben. In den 1919 vom Reiche abgetrennten Teilen der Provinzen Posen und Westpeussen betrug 1910 die deutsche Bevölkerung 1.100.000 Menschen. 1935 waren es im Bereich der ehemaligen Wojewodschaft Pomerellen noch 102.000, in Pomerellen und Posen zusammen 325.000. Die heute geltenden Zahlen nach den letzten Verlusten des Deutschtums lassen sich noch nicht abschätzen. Den Rückgang der deutschen Bevölkerung in Posen-Westpreussen zwischen 1918 und 1935 wird man unter Hinzurechnung des Verlustes an Volksvermehrung auf rund ... beziffern können. 2,5 Millionen Morgen privaten deutschen Grundbesitzes gingen seit 1919 aus deutschen in polnische Hände über. Nicht weniger erheblich, aber rechnerisch kaum erfassbar sind die Verluste an städtischem Grundbesitz, im städtischen Handwerk und in der Industrie. Ihr Spiegelbild findet man am ersten in dem aussergewöhnlich hohen Rückgang des städtischen Deutschtums, der in ehemals fast rein deutschen Städten wie Bromberg und Thorn nur noch kleine deutsche Minderheiten zurückgelassen hat. In die Stellen der verdrängten deutschen bürgerlichen und bäuerlichen Bevölkerung rückte, zumeist in einem gesetzwidrigen und ungeregelten Verfahren das Polentum dieser Provinzen selbst nach: zum anderen Teil aber wurde diese deutsche Abwanderung durch eine erheblichepolnische Neuzuwanderung aus Galizien und Kongresspolen aufgefüllt und damit der Lebensstandard dieser Gebiete in Stadt und Land herabgedrückt. Für die ersten Jahre 1918 bis 1921, wo sie am stärksten war, kann man sie auf etwa 375.000 Personen schätzen; sie ist aber seither im Zuge der polnischen Ansiedlungsaktionen und des Ausbaues von Gdingen noch erheblich weiter gestiegen. Polnische Zuwanderung und deutsche Verdrängung führten dazu, dass 1931 in den Wojewodschaften Posen und Pomerellen nach ihrem damaligem Umfange einer deutschen Volksgruppe von 298.000 Menschen eine polnische Minderheitsbevölkerung von fast 2,9 Millionen gegenüber, d.h. der Anteil der deutschen Bevölkerung ist auf 9,2% in Posen und 9,8% in Pomerellen gesunken.
Das Ausmass der in diesen Zahlen zum Ausdruck kommenden Bevölkerungsverschiebungen bildet die unterste Grenze dessen, was für die Rückführung deutscher Menschen und die damit verbundenen Eigentumsveränderungen in Aussicht genommen werden müsste, damit auch nur der Stand von 1914 wieder erreicht wird. Die zahlenmässige und wirtschaftliche Überlegenheit des Polentums war nur gewaltsam herbeigeführt. Die Wiederherstellung des deutschen Besitzes und des deutschen Volkstums erscheint damit als Wiedergutmachung eines offenkundigen politischen Unrechts. Eine solche Wiedergutmachung darf aber nicht individuell vollzogen werden, indem sie die alten Rechtstitel des einzelnen auf Boden und Besitz wieder erneuert, sondern als Wiedergutmachung von Volk zu Volk, durch die dem deutschen Volk insgesamt die Schuld zurückerstattet wird, das nach den Erfordernissen seiner Zukunft sie zu treuen Händen weitergibt. Oberstes Gesetz einer Neuordnung bleibt die Sicherung des deutschen Volksbodens im Osten durch eine geschlossen siedelnde, alle Schichten umfassende deutsche Bevölkerung mit einer gesunden sozialen Ordnung, einen gesunden Ausgleich städtischer und ländlicher Gruppen und getragen von Menschen, die die Kraft eigener Initiative auf den kleinen und kleinsten Fronten des völkischen Kampfes mit dem Polentum entwickeln können. Ersts Erforderniss ist die klare Abgrenzung von polnischem und deutschem Volkstum die die Gefahren völkischer und rassischer Vermischung und der Unterwanderung vermeidet. In diesem Zusammenhang ist von entscheidender Wichtigkeit die Frage der Grenzziehung zwischen dem engeren deutschen Reiche und dem polnischen Reststaat. Die heutige völkische Lage lässt es allerdings noch unmöglich erscheinen, Grenzlinien zu ziehen, die einer noch wirklich vorhandenen Volkslinie entsprechen. Deutschland hat aber staatspolitische, volkspolitische und historische Ansprüche, die als Grundlage auch für zukünftige Entscheidungen genommen werden können.
Zwei Linien sind es, die sich in diesem Zusammenhang aufdrängen:
Dabei ergeben sich folgende Varianten:
Der Verlauf der Linie 2b ist heute nur mehr andeutungsweise erkennbar und stellenweise ganz verwischt, aber noch Anhaltspunkte, die in anderem Zusammenhang durchaus Bedeutung gewinnen können. Die Herstellung eines geschlossenen deutschen Volksbodens in diesen Gebieten macht Bevölkerungsverschiebungen allergrössten Ausmasses notwendig. Eine solche Entwicklung erfordert nicht Pläne für wenige Jahre, sondern Pläne auf lange Sicht.
Folgende vorbereitende Sofortmaßnahmen erscheinen erforderlich.
Für die weitere Planung sind folgende Fragen zu klären:
Von dan aus Posen-Westpreussen verdrängten Deutschen wird voraussichtlich nur ein geringer Teil für eine Rückwanderung in die alte Heimat verfügbar sein, da starke Überalterung und bereits eine hohe Sterbeziffer anzunehmen ist. Von grösster Bedeutung und für das weitere Schicksal dieser Lande entscheidend ist die in der Führerrede am 6. Oktober 1939 vorgeschlagene Umsiedlung der deutschen Volksgruppen im gesamten osteuropäischen Raum. In diesem Zusammenhang stünden nach den in Ausicht genommenen Vereinbarungen mit der Sowjetunion die in die russische Interessenzone fallenden ostgalizischen und wolynischen deutschen Volksgruppen in einer Höhe von 120.000 fast ausschliesslich bäuerlichen Menschen sofort zur Verfügung, wenn nicht darüber hinausgehend auch Gruppen des eigentlichen Russlanddeutschtums für eine Rücksiedlung in Frage kommen. (Heute noch 550.000 Menschen, meist bäuerlicher Herkunft, nach sachverständigem Urteil) Die Ansiedlung des Wolyniendeutschtums in Posen-Westpreussen in geschlossenen Siedlungskörpern wäre vor allem zu begrüssen im Hinblick darauf, dass diese Volksgruppe im Volkskampf mit dem Polentum geschult ist. Für die geschlossene Ansetzung auf geeigneten Böden und in ausreichenden Besitzgrößen wäre zu sorgen, um ein soziales Abgleiten zu vermeiden.
Bei der Erörterung der Ansiedlungsmöglichkeiten des mittelpolnischen, vor allem Lodzer Deutschtums erhebt sich die Frage, ob auf dessen Einsatz in einem polnischen Reststaat verzichtet werden kann. Wenn man aber eine möglichst vollständige Beseitigung aller Reibungsflächen zwischen deutschem und polnischem Volk erstrebt, so stünden weitere 350.000 Menschen zur Verfügung, von denen ein beträchtlicher Teil (wenigstens 1/4) für Handwerk und Industrie in den Städten angesetzt werden könnte. Der Ausfall des nach Posen-Westpreussen seit 1918 zugewanderten Polentums wäre somit rein zahlenmässig mit den Kräften des ost- und mittelpolnischen Deutschtums zu decken, vorausgesetzt, dass man mit einer vollständigen Abwanderung rechnen kann.
Eine endgültige und dauerhafte Stabilisierung der deutschen Stellung in den Nordostmarken würde jedoch darüber hinaus die Überprüfung aller Möglichkeiten für eine Rückgliederung deutscher Volksgruppen im Ausland erfolgen. Auch wäre zu erwägen, wie weit das Projekt der Wiedereindeutschung der Nordostprovinzen mit dem Gedanken einer Flurbereinigung in den Gebieten des südwestdeutschen Zwergbesitzes verbunden werden könnte.
Die Ansetzung deutscher Menschen in den wiedergewonnenen Provinzen soll unter keinen Umständen einer ungeregelten Entwicklung überlassen werden. Man wird daher nicht an allen Punkten zugleich ansetzen können, sondern unter Abwägung verschiedener Faktoren zur Feststellung von Zonen verschiedener Dringlichkeit kommen. Deren Begrenzung müsste folgende Gesichtspunkte berücksichtigen:
Dieses eingekesselte restpolnische Gebiet in Westpreussen, ausserdem der südlich der Landbrücke Netze-Bromberg-Thorn liegende Raum bis zur oben genannten Grenzlinie 2b mit einem Vorstoss von Posen über Kosten nach Lissa, der die polnische Ausbuchtung westlich Posen abschneidet.
Die Gebiete mit stärkerer polnischer Bevölkerung zuerst westlich und später östlich der Linie Posen-Kosten-Lissa und im östlichen Westpreussen um Löbau und Strassburg.
Von besonderer Dringlichkeit ist die sofortige Klärung des Problems, wie und wohin der zu erwartende polnische Auswanderungsstrom aus Posen-Westpreussen zu lenken ist. Hierbei ist festzuhalten, dass die Überseeauswanderung gegenüber einer Abwanderung in den polnischen Reststaat unter allen Umständen zu fördern ist. Eine stärkere Einwanderung nach Restpolen erscheint unter zwei Voraussetzungen möglich:
Die Frage, was aus den ausgesiedelten Polen wird, ist für das Reich keineswegs gleichgültig: Die Entjudung Restpolens und der Aufbau einer gesunden Volksordnung erfordern den Einsatz deutscher Mittel und Kräfte und bringen die Gefahr der Entwicklung einer neuen polnischen Führerschicht aus dem neuen polnischen Mittelstand heraus mit sich. Überlässt man diese Dinge sich selbst, so ist zu befürchten, dass die Zersetzung des polnischen Volkskörpers zum Herd neuer gefährlicher Unruhe werden kann.
Die etwa 150.000 im nördlichen Westpreussen siedelnden Kaschuben sind grundsätzlich nicht als Polen zu behandeln und im Lande zu halten. Nach einer notwendig erscheinenden Übergangszeit wäre zu entscheiden, ob man sie in den Besitz des vollen Reichsbürgerrechts (einschl. Wehrrecht) setzen kann.
Das deutsche Studententum beteiligt sich besonders aktiv und tätig
in der Lösung der Aufbaufragen im deutschen Osten. So hat die
Reichsstudentenführung jetzt einen Facheinsatz Ost aufgebaut.
Dieser Einsatz ist ein Mannschaftseinsatz, der durchgeführt wird,
um Lücken in der deutschen Aufbauarbeit im Osten
auszufüllen.
Die Untergruppen des Facheinsatzes sehen den Baudienst, den
Gesundheitsdienst, den Unterrichtsdienst und den Fürsorgedienst
vor. Der Baudienst stellt Handwerkertrupps auf, die beim Wiederaufbau
und Ausbau der Höfe und bei der Herrichtung von Dorfanlagen
angesetzt werden. Der Gesundheitsdienst befaßt sich mit
Reihenuntersuchungen und führt eine ärztliche Betreuung
durch. Der Unterrichtsdienst ersetzt die zum Teil noch fehlenden Lehrer
und hilft den neueingestellten Lehrern bei ihrer ersten Arbeit. Der
Fürsorgedienst befaßt sich mit sozial-hygienischen
Maßnahmen. Wir werden über diesen Facheinsatz eingehend
berichten. Im nachfolgenden Aufsatz spricht Kamerad Thormann über
die bisherigen studentischen Arbeiten im Osten.
Wenn man heute den biologischen Lebensraum des deutschen Volkes in
seinen Ostgebieten betrachtet, so erkennt man, daß Östereich
mit weit vorgestreuten Volkstumsinseln im Süden und der
böhmisch-mährische Raum im mittleren Osten des Reiches die
Grenze bilden. Beide sind älteste Wirtschafts-, Stammes- und
Kulturgebiete, bei denen wohl auch heute noch der völkische
Lebenkampf an den Grenzen zum fremden Volkstum brennt, die aber mit den
kulturellen Zeugen der Vergangenheit und Gegenwart und ihren
ausgeprägten deutschen Menschen wertvollste Glieder des Reiches
darstellen. Der Bau eines Stephansdomes z.B. wirft mit seiner
schöpferischen Kraft bis heute auf das ganze Volk ein.
Ohne entsprechende geographische, historisch-kulturelle Abgrenzungen
breitet sich dagegen im Norden des Reiches, von der Lüneburger
Heide beginnend, durch die deutschen Mittelgebirge und die
Ostseeküste begrenzt, trichterförmig das norddeutsche
Tiefland aus, das ohne Trennung in das polnische Gebiet übergeht.
Ungehindert treffen hier seit Jahrhunderten die germanische und
slawische Kultur aufeinander. Die völkischen und verschiedenen
biologischen Substanzen sind tief verzahnt und im ständigen Kampf
und Fließen begriffen, eine dauernde Änderung der
Staatsgrenzen herbeiführend.
Zielbewußte, einheitliche Kolonisation tut not!
Wohl strömt seit dem 12. Jahrhundert deutsches Blut und deutsche Kultur in den polnischen Raum ein. Fast 800 Jahre gegründete Städte mit deutschem Recht, Stadtplanung und Wirtschaft künden davon. Die deutschen Dorfnamen und der deutsche eiserne Pflug zwangen den Slawen zur Nachahmung. Der deutsche Ritterorden und die beiden großen Preußenkönige konnten wohl Teilgebiete mit gewaltigen Kraftanstrengungen vollkommen deutsch machen und ihnen wirtschaftlich und kulturell ein deutsches Gesicht geben. Man mußte sich aber bis heute doch letzten Endes mit Teilerfolgen in der ostdeutschen Kolonisation begnügen, entweder fehlten der völkischen Kolonisation bewußte Zielsetzungen und staatliche Einheit und Lenkung des ganzen Reiches oder aber der Siedlerstrom wurde im letzten Jahrhundert durch die Zusammenballung der Industriezentren in andere Gebiete gelegt und aufgesogen.
Wie weit die nordostdeutschen Gau in enger Wechselwirkung zur
Gesamtentwicklung des Reiches und vornehmlich Westdeutschlands stehen,
zeigen einige Hinweise über die Bevölkerungs- und
Strukturentwicklung des deutschen Volkes. 1870 lebten sowohl im
ostdeutschen Lebensraum als im polnische Gebiet 50-60 Menschen pro
Quadratkilometer. 1930 ist die Lage in ganz Ostelbien vollkommen
dieselbe, obwohl diese Gebiete einen Geburtenüberschuß bis
zu 10 pro 1000 Einwohner aufweisen (in Westdeutschland 5-6 pro 1000
Einwohner). Im polnischen Raum ist dagegen die Bevölkerungsdichte
staffelweise zu den östlichen Kreisen hin bis zu 150 Menschen pro
Quadratkilometer mehr gestiegen. Die Bevölkerungszahl der alten
Reichsgebiete betrug 1882 39,5 Millionen Einwohner (davon 15,9
Millionen in der Landwirtschaft tätig), 1933 betrug sie schon 66
Millionen mit nur 13,7 Mill. Landwirtschaftlich Berufsständischen.
Die zusammengeballten Industriegebiete West- und Mitteldeutschlands
haben somit den gesamten Bevölkerungsüberschuß,
besonders der Ostgebiete, aufgesogen, wobei die Zahl der in der
Landwirtschaft Tätigen noch geringer wurde. Diese gewaltige
Ostwestwanderung beginnt mit der Bauernlegung durch die
liberalistischen Gesetze Hardenbergs nd Ausbildung der großen
Gutswirtschaften Ostelbiens und mit dem gleichzeitigen Sog der
entstehenden Schwerindustriegebieten. Wenn man weiß, daß
schon 1893 ein Viertel der Belegschaft des Ruhrbergbaues aus den
östlichen Gebieten kam, und daß z.B. 1929 aus
Ostpreußen noch an 25.000 Menschen bei einer Bevölkerung von
2,3 Mill. Einwohnern abwanderten, wird man ahnen, wie das Schicksal des
ganzen Reiches mit der Entwicklung der nordostdeutschen Gaue in
Gegenwart und Zukunft vollkommen zusammenhängt. Es sei ferner
daran erinnert, daß der Osten mit seiner Agrarstruktur nicht nur
unsere hauptsächlichste biologische Kraftquelle darstellt, sondern
auch den wesentlichsten Teil der Ernährung des ganzen Volkes
trägt.
Aktiver studentischer Einsatz
In die Gebiete an der bisherigen polnischen Grenze gingen nun seit
Jahren in immer steigendem Maße die Kameradschaften des
Studentenbundes zum Landdiensteinsatz in ihre Patendörfer. So
setzten sich u.a. die Kameraden der Hoch- und Fachschulen aus Hamburg,
Berlin, Halle und Dresden außer den zugehörigen
Grenzhochschulen in den Grenzkreisen des Reg-Bez. Grenzmark und
Frankfurt a.d.O. (Schlochau, Flatow bis Schwerin und Meseritz) ein.
Alle Fachrichtungen waren hierbei vertreten: Mediziner und Lehrer,
Juristen, Landwirte, Gärtner, Ingenieure und Techniker. Diese
Kreise stellen heute die Mittellinie des ostdeutschen Lebensraumes dar.
In ihnen müssen bei der Ähnlichkeit der geographischen und
Siedlungsstruktur des ganzen Raumes alle dessen Aufgaben und Probleme,
wie auch jene großen aufgerissenen Zusammenhänge mit der
Entwicklung des Reiches und besonders Westdeutschlands, auftreten und
bis zu den Zellen des menschlichen Lebens, den Dörfern und
Städten und ihrem Familien sich auswirken. Wenn der Student ein
bis zwei Monate mit dem Grenzbauern zusammen lebte und arbeitete, so
mußte er zwangsläufig alle jene völkischen und
wirtschaftlichen Fragen miterleben und sich mit ihnen mehr oder weniger
auseinandersetzen.
So war es eine einfache Folge, daß die Aktivisten von ihnen sich
entschlossen, in ihren höheren Fachsemestern ihr Studium und
erworbenes Wissen hierzu mit einzusetzen.
So entstanden besonders in den genannten Kreisen, in denen z.T. aus eigener Kraft und Initiative einzelner Kameraden oder einer Mannschaft durchgeführt, dann aber nach einem großen systematischen Ziel und Plan durch einen Sondereinsatz bis heute ergänzt und ausgebaut wurden. Die Arbeiten wurden je nach dem als Doktor- oder Diplomarbeit, RBWK. oder Fachschaftseinsatz durchgeführt und erforderten an 80.000 geistigen und praktischen Arbeitsstunden. Sehr viel Mühe und Opfer und auch schöpferische Leistung wurde von den einzelnen Kameraden und teilnehmenden Studentinnen gefordert, ehe das erstrebte Ziel erreicht war. Wir finden konstruktive wirtschaftliche Arbeiten (Standortuntersuchungen) von Volkswirten und Wirtschaftsingenieuren über fast alle Städte, in denen alle Fragen der Produktion, des Gewerbes und der Industrie bearbeitet sind. Darauf aufbauend große Stadt- und Landschaftsplanungen von Architekten und Landschaftsgestaltern. In den wichtigsten Dörfern wurden Untersuchungen und fachliche Arbeiten je nach dem, von Medizinern, Lehrern, Historikern und Landwirten angestellt, Fragen der Elektrifizierung, Forstwirtschaft und Bodenkultur der ganzen Landschaft von anderen Fachrichtungen bearbeitet.
Gründliche und umfassende Planungsarbeit
Ein einziges großes Ziel trat für uns immer klarer hervor: Beispiele zu geben für den Aufbau einer Kulturlandschaft und alle damit zusammenhängenden Fragen aufzureißen. Die alten Stammesgebiete West- und Süddeutschland mit ihrer hochstehenden Bauern- und Wirtschaftsstruktur standen uns als Ideal vor und waren Leitziel aller Anstrengungen. Wir vermochten aus dem neuen aufbrechenden Geist des Studententums heraus unter Niederreißung von eigenen und fremden Lebensschranken durch den Landdienst und nachfolgenden Facheinsatz unter Zusammenfassung und Zusammenarbeit aller Fachrichtungen der Hochschulen an die gestellte Aufgabe heranzugehen. Es gibt heute in ganz Ostdeutschland kein Gebiet mehr, das so vollständig bearbeitet ist. Wenn man hier und dort Untersuchungen und Planungsaufgaben geleistet hat, so ist doch kein eng abgegrenztes Gebiet von allen Lebenssparten ausgehend und aufeinander aufbauend erfaßt worden. Wir wurden uns aber bald darüber klar, daß die Durchführung und Verwirklichung unserer Ideale von zwei Faktoren abhing:
Nur wenn z.B. ein Mediziner, Landwirt und Ingenieur schon an der
Hochschule eine gemeinsame Aufgabe geleistet haben, sich gegenseitig
kennen, fachliche Schranken zueinander überwinden, und sie dann
auch in ihrem späteren Leben eine gemeinsame Aufgabe
durchführen, werden wir zu einer großen Schau der Aufgaben
und Probleme, wie zu ihrer richtigen Verwirklichung kommen.
Wenn drei Kameraden von uns (ein Architekt, ein Wirtschaftsingenieur
und ein Landschaftsgestalter) unter diesen Gesichtspunkten vor de
Polenfeldzug in die zuständige Bezirksplanung der bearbeiteten
Grenzkreise beruflich nach Abschluß des Studiums eintraten, wenn
heute andere schon als Stoßtrupp in den Landes- und
Bezirksplanungen des Warthegaues und des Gaues Danzig und an anderen
Stellen ihre Arbeit beginnen, erkennen wir den Beginn zur
Verwirklichung unseres Ideals. Wenn wir somit unseren Arbeiten in den
Grenzkreisen von Schlochau bis Meseritz keine Änderung des ganzen
Zustandes im ostdeutschen Gebiet herbeiführen konnten, so schufen
wir für Staat und Partei, zumindestens aber für alle
Hochschulen und das ganze Studententum ein Beispiel, das unter seiner
erzieherischen Wirkung zur Fortführung und Nachahmung zwingt.
Nach dem Polenfeldzug befahl der Führer den Beginn der Neuordnung
der Ostgebiete und rief die Volksdeutschen aus den baltischen Staaten
und die Wolhynier und Galizier ins Reich zurück. Mit Beginn
September 1939 ergab sich ober, daß über das Leben, die
volkspolitische Lage, Zahl und Wirtschaft der außerdeutschen
Volksgruppen im Hinblick auf die Rücksiedlung wenig und nur
unvollständige Unterlagen vorhanden waren. Auf Grund der
großen volkspolitischen Erfahrungen des Karpatenlanddienstes
unter Führung des Kameraden Alex Dolezalek, an dem auch Kameraden
des Arbeitskreises Grenzmark Berlin, teilnahmen, unter Einsatz des
BDSt. Berlin und Berliner Kameradschaften und Dienstgemeinschaften,
gelang es nun dieser Arbeitsgruppe, in Gemeinschaft mit der
Bundesleitung BDA.(?) bis Ende Januar 1940 jene notwendigen Unterlagen
zu schaffen. Die Arbeiten sind noch nicht abgeschlossen.
Über 20.000 ehrenamtliche Arbeitsstunden sind von den Berliner und
anderen Kameraden in Erkenntnis der großen und für das
Studententum einmaligen Aufgabe bisher aufgewandt worden.
Anerkennung für erzielte Ergebnisse
An der Arbeitsgruppe waren besonders die Kameraden Wilkerning, Roehle
und Thormann neben der Leitung von Dolezalek beteiligt. Über das
Arbeitsziel und die Arbeitsweise vermag hier natürlich nicht
näher eingegangen zu werden. Es ist uns aber gelungen, wichtige
Unterlagen für Verhandlungen herzustellen und vor allem Arbeiten
zunächst für die Rücksiedlung der Wolhynier und Galizier
bereitzustellen.
Eine mehrstündige Besichtigung der gesamten Arbeiten durch den
Reichsführer SS, der als Reichskommissar zur Festigung deutschen
Volkstums mit der Neuordnung der Ostgebiete vom Führer beauftragt
worden ist, und ein Besuch des Reichsstudentenführers im
Kameradschaftshaus "Eduard Felsen" der LH. Berlin, in dem ein
Teil der Arbeiten durchgeführt wurde, führten zur
höchsten Anerkennung. Der Reichsführer SS besichtigte hierbei
auch die bisherigen Facharbeiten der genannten Grenzkreise des
Landdienstes, denn sie sollen ja Anhaltspunkte für die Aufgaben
zum Aufbau einer Kulturlandschaft im Osten geben.
Die größte Freude empfinden wir aber darin, daß bei
der direkten Ansiedlung der Volksdeutschen - 160 Studenten seit zwei
Monaten im Warthegau aktiv beteiligt sind, sowohl bei der Herstellung
der nötigen Unterlagen als bei der Durchführung. Sie bilden
die studentische Arbeitsgruppe Ost innerhalb der Ansiedlungsstäbe
der SS. Es sind 50 Kameraden der Reichsförderung und des
Langemarckstudiums, und dann vor allem Studenten aus Berlin und Wien,
Königsberg und anderen Hoch- und Fachschulen. Vor allem sind aber
auch die Kameraden, die in Berlin bisher die Arbeiten leiteten,
besonders Kamerad Dolezalek, der inzwischen die Wissenschaftliche
Abteilung der Bundesleitung BDA. übernommen hatte, in der
Zentralstelle der Ansiedlung im Warthegau mit eingebaut worden.
Wenn seit 1938 in den Einsatzgebieten und Grenzstreifen der
östereichischen Hochschulen unter Leitung von den Kameraden Dr.
Neumann im Aufbau auf den Landdienst ein entsprechender Facheinsatz
entstand und bis heute immer mehr ausgebaut wurde, und wenn die Wiener
Kameraden in Arbeitsteilung mit Berlin auch zu großen
volkspolitischen Arbeiten übergegangen sind, so zeigt das die
Zwangsläufigkeit der Entwicklung unserer politischen Arbeit im
heutigen Studententum. Obwohl die daran beteiligten Kameraden auch
verhältnismäßig kleine Gruppen umfassen und nur
bestimmte Hochschulen daran beteiligt sind, so ist doch der Beginn
einer neuen Entwicklung im deutschen Studententum in dieser Hinsicht zu
erkennen. Schon arbeiten in Berlin Kameraden mit bestimmter Zielsetzung
über Westdeutschland. Die großen Zusammenhänge zwischen
Ost- und Westdeutschland wurden schon aufgezeigt. Man kann letzten
Endes die Ostgebiete nur unter direkter Berücksichtigung des
Westens aufbauen.
Letzte Verwirklichung als Lebensaufgabe
So ergibt sich für die nächsten Jahre das große revolutionäre Ziel, daß die studentischen Kräfte aller Hoch- und Fachschulen zur entscheidenden Mithilfe an der Planung der Neuordnung des deutschen Lebensraumes eingesetzt werden, und durch systematische Berufslenkung ausgewählte Gemeinschaften unserer Kameraden mit abgeschlossenem Studium dann die Verwirklichung der Ideen und Pläne als Lebensaufgabe übernehmen.
Wenn jetzt im Kriege der Reichsstudentenführer den Kriegsleistungskampf an den Hoch- und Fachschulen verkündigt hat, der neben dem Kriegspropagandaeinsatz die wichtigsten großen studentischen Kriegsaufgaben durchführen soll, und außerhalb des Studentenbundes stehen, durch die studentische Dienstpflicht erfasst werden, haben wir alle den Glauben, daß die Möglichkeit besteht, jene aufgezeigte Entwicklung an allen Hochschulen durchzuführen. Zumal trotz des Krieges in den Ostgebieten in Fortsetzung der bisherigen Arbeiten ein beschränkter Landdiensteinsatz stattfinden soll.
Student und Studentin im Facheinsatz OstDer bevollmächtigte Vertreter des Reichsstudentenführers im Kriege, Dr. Fritz Kubach, hat zu Beginn des Facheinsatzes Ost der deutschen Studenten einen Aufruf erlassen:
"Seit Herbst 1939 erstellt die Arbeitsgruppe Ostsiedlung der
Reichsstudentenführung im Wissenschaftseinsatz entscheidende
Unterlagen für die Rück- und Ansiedlung der Volksdeutschen
aus den Ostgebieten und hilft, darauf aufbauend, innerhalb der
Arbeitsstäbe der SS durch praktischen Einsatz bei der
östlichen Planung und Organisation wirkungsvoll bei der Ansiedlung
im Warthegau mit. In Erweiterung des bisherigen studentischen
Osteinsatzes leistet das deutsche Studententum in den kommenden Ferien
durch den Facheinsatz von Studenten und Studentinnen in den
Ansiedlungsgebieten in dem Warthegau einen weiteren Beitrag zur
Neuordnung und zum Neuaufbau im deutschen Osten. Jeder Student und jede
Studentin, die am 1. August zum Facheinsatz Ost hinausgehen, um die
Betreuung der Ansiedler zu übernehmen, dürfen stolz darauf
sein, während des Krieges an der Lösung einer so
entscheidenden Aufgabe mitarbeiten zu dürfen. |
Von Prof. Dr. Konrad Meyer, Begründer des "Forschungsdienstes" und der Reichsarbeitsgemeinschaft für Raumforschung 1935/36, seit 1939 Leiter der Planungsabteilung bzw. des Dahlemer SS-Planungsamtes RKF, 1936/37 DFG-Vizepräsident und seit 1934 Direktor des Instituts für Agrarwesen und Agrarpolitik der Berliner Universität in Dahlem (Münchener Studentenzeitung "Die Bewegung" Folge 8 1941 S.7)
"Die einmalige Aufgabe, die dem deutschen Volke in unseren Tagen vor allem im Osten erstanden ist, greift tief in alle Bereiche unseres Lebens ein, ist also unmöglich ohne die Voraussetzung einer totalen Mobilmachung aller volkstums- und gesittungsmäßigen, sozialen und wirtschaftlichen Kräfte der Gesamtnation.
So sehr es hierbei notwendig sein wird, bei unserer politischen Arbeit am Osten die Lehren der deutschen Ostgeschichte zu beherzigen, so sehr müssen wir aber auch bei jedem Rückblick danach trachten, über die äußeren Formen hinweg zum eigentlichen Inhalt des Geschichte gewordenen Geschehens vorzudringen. Jenes Wort, daß ein Land dem gehöre, der ihm als Erster Gesittung brachte, wird vor allem durch die deutsche Ostpolitik der vergangenen Jahrhunderte widerlegt. Wäre dieser Satz wahr, dann müßte der gesamte Osten vom Baltikum bis zu den Karparten heute deutsch sein; in Wirklichkeit aber wurden in diesem Raum nicht jene Gebiete ganz und eindeutig dem Deutschtum gewonnen, in die deutsche Gesittung und deutsche Arbeit getragen wurden, sondern nur jene, in denen deutsche Bauernfäuste den Pflug führten. Sogar die Provinzen, in denen länger als ein Jahrhundert die staatlichen Macht Preußens aufgerichtet war, wurden nach dem Erwachen des dort überschichteten fremden Volkstums im Augenblick der Schwäche des Reiches dem deutschen Lebensraum wieder entrissen, weil man eben in all den früheren Jahren nicht daran gedacht hatte, daß erst ein Land dann wirklich dem eigenen Volkstum für ewige Zeiten gehört, wenn es bis in den letzten Winkel mit eigenem Volkstum gefüllt ist.
Diese - durch das geschichtliche Werden erhärtete und unwiderleglich gewordene - Tatsache ist für unsere Zukunftsarbeit im neuen deutschen Osten der eherne und unverrückbare Ausgangspunkt unseres Schaffens. Somit wird im Mittelpunkt der neuen deutschen Ostbewegung der deutsche Bauer stehen müssen, oder aber wir begeben uns von vornherein in die Gefahr, daß wieder eines späten Tages fremdes - heute unterworfenes und unterwürfiges - Volkstum die deutsche Gestaltung am deutschen Lebensraum im Osten zunichte macht. Erinnern wir uns hier des Bismarckschen Satzes, daß die geschichtliche Logik noch genauer ist als die preußische Oberrechnungskammer!
Aus der Forderung, das Schwergewicht der Eindeutschungspolitik auf eine bewußte Bauernpolitik zu verlegen, kann heute - im Zeitalter einer hochentwickelten Industrie - niemals mehr die Forderung gezogen werden, einen rein agrarisch bestimmten Ostraum zu formen. Das warnende Beispiel des industriearmen, markt- und kulturfernen "Ostelbiens" muß uns davor bewahren, nochmals eine derartige raum- und volkspolitische Fehlleistung zu gestalten. Der ostelbische Teil Preußens blieb immer kolonialer Boden mit all den Schwächen und Vorzügen, die einem solchen Raum anhaften. Daher verwuchs er auch niemals - und ist es bis heute noch nicht - mit dem westelbischen Lebensraum zu einer wirklich organischen Einheit. Diese Gefahr muß für die Lösung der in den neuen östlichen Reichsgebieten erstandenen Aufgaben vom ersten Augenblick an aufs schärfste begegnet werden. Wir sind uns wohl alle klar darüber, daß dieser wiedererworbene Osten einst unser Volk aufs reichste beschenken wird; denn unerschöpflich fruchtbar ist seine Scholle, ungeahnt groß sind die Kräfte, die hier auf Erschließung harren. Wir wissen aber ebenso gut, daß uns dieser Raum um so mehr geben wird, je mehr wir ihm opfern an Einsatzbereitschaft und Gestaltungswillen, an materiellen Dingen wie an bestem deutschen Volkstum.
Wir wenden uns deshalb bewußt ab von den halben Lösungen früherer Zeiten und bekennen uns klar und unmißverständlich zur totalen und nationalsozialistisch eindeutigen Neuordnung. Dieses Wollen umfaßt ebenso eine zielbewußte volkstumsmäßig bestimmte Siedlungsstrategie, wie eine neugestaltete und dadurch revolutionär wirkende Bevölkerungs-, Wirtschafts-, Kultur- und Sozialpolitik. Im neuen Reichsgebiet wird unser nationalsozialistisches Wollen zum erstenmal restlose Verwirklichung zur nationalsozialistischen Tat finden müssen! Die Lösung der Ostfragen wird - mehr als alle anderen Aufgaben - die entscheidende Bewältigung der nationalsozialistischen Gestaltungskraft, ja überhaupt der nationalsozialistischen Idee bedeuten.
Nationalsozialistische Raumgestaltung bedingt ein ausgeglichenes Verhältnis von Stadt und Land, von Landwirtschaft, Industrie, Handel und Gewerbe. Mit dieser Forderung ergibt sich von selbst die Notwendigkeit, die ländliche Arbeit - nicht nur durch rein ideenmäßiges Betonen ihrer Wichtigkeit - in der lohn- und preispolitischen Praxis dem industriellen und dem gewerblichen Sektor der Volkswirtschaft anzupassen. Es kann keinen Zweifel darüber geben, daß schon als Voraussetzung eines tiefschürfenden und dauerhaften Eindeutschungsvorganges die Krankheitserreger der Landflucht im Keim beseitigt werden müssen. Das bedeutet auf der geistigen Seite das Kulturgefälle von Stadt und Land, durch Schaffung von entsprechenden Vorbedingungen, auf ein Mindestmaß herabzudrücken und auf dem wirtschaftlichen Gebiet die Landarbeit ebenso hoch zu entlohnen wie jede andere Arbeit.
Das Ziel einer planvollen Siedlungsstrategie wird es sein müssen, in großzügiger Gestaltung den Raum bis ins kleinste restlos einzudeutschen. Wer heute noch mit dem Gedanken spielt, als dünne Herrenschicht von Großgrundbesitzern das polnische Volkstum überschichten zu können und damit der Eindeutschung Genüge zu leisten, der hat weder aus der Geschichte des Ostens noch aus dem erschütternden Erleben der volksdeutschen Passion des Herbstes 1939 gelernt. Wir müssen uns heute darüber im klaren sein, daß der Osten erst in dem Augenblick wirklich für alle Zeiten deutsch bleiben wird, in dem aus dem geschlossenen deutschen Siedlungsraum alles fremde Blut, das die einheitliche Geschlossenheit des grenzdeutschen Volkstums irgendwie gefährden könnte, restlos entfernt ist. Vor allem wird vom ersten Augenblick des Eindeutschungsvorgangs darauf zu achten sein, daß diese eindeutige Bereinigung der Volkstumslage im ländlichen Sektor so schnell wie möglich restlos durchgeführt wird. Das völkische Neuland wird nicht nur von deutschen Besitzern bewirtschaftet und rentenmäßig gestützt werden dürfen, sondern auch - und zwar bis in den entlegensten Winkel hinein - von deutschen Fäusten bebaut werden müssen. Es liegt auf der Hand, daß diese volkstumsmäßigen Vorbedingungen einer wirklichen Eindeutschung die Durchführung einer bewußten Bauernpolitik geradezu erzwingen würden, stände es nicht von vornherein fest, daß Agrarpolitik des Nationalsozialismus nur Bauernpolitik im besten Sinne sein kann.
Dies Erfordernis einer vollkommenen Eindeutschung verbietet jede Verzettelung des Einsatzes von Menschen, Organisationskräften und Rohstoffen. Allein schon von der nüchternsten Überlegung aus gesehen, daß der notwendige Bedarf an Fachkräften und Materialien im Baugewerbe nicht ausreichen würde, um all den anderen uns nach Kriegsende sicher erstehenden Aufgaben gleich den Gesamtraum der neuen Reichsgebiete restlos einzudeutschen, erweist es sich als unumgänglich notwendig, die vorhandenen Kräfte siedlungsstrategisch so zu lenken und einzusetzen, daß zuerst die wichtigsten und völkisch umbrandetsten Landstriche restlos eingedeutscht und deutsch gestaltet werden.
Durch diese gebietsmäßige Unterteilung wird die Wucht des Eindeutschungsvorganges ebenso gesteigert werden können, wie hierdurch auch das Tempo dieser Aufbauarbeit beschleunigt werden kann. Die Landstriche aber, die dadurch zuerst einmal von der Volleindeutschung nicht erfaßt sind, werden deshalb nicht minder bewertet oder gar vernachlässigt werden dürfen. Hier werden die Aufgaben vorweg genommen werden müssen, die in den vordringlichen Siedlungsgebieten größtenteils zuerst aufgeschoben werden müssen: Landeskultur und verkehrstechnische Erschließung in jeder Beziehung.
Daneben wird vor allem auch die Landschaftsgestaltung, die Formung dieses z.T. öde und eintönig wirkenden Raumes zur deutschen Heimat - mit Wäldern und Gärten, Baumreihen und Hecken - schon vom ersten Friedenstage an begonnen werden müssen. Wir wissen daß ein nachhaltiger Widerhall des Rufes in den Osten in allen deutschen Stämmen nur dann entstehen wir, wenn der "ver sacrum" der Nation im deutschen Neuland die Möglichkeit findet, sich diesen Raum zur neuen Heimat zu gestalten. Wir wiesen schon darauf hin, daß hierfür die wirklich nationalsozialistische Lösung der sozialen Fragen - vor allem bei der Schaffung einer neuen ländlichen Ordnung - erste Voraussetzung sein muß. Darüber hinaus wird in den neuen Ostgauen auch die neue nationalsozialistische Baugesinnung ihre bisher schönsten und großzügigste Verwirklichung finden können bei der Gestaltung der Städte zu völkischen Kraftzentren ebenso wie im Neuaufbau der Dörfer zur Heimat kerndeutscher Bauerngeschlechter, bei der Planung und Durchführung der industriellen Anlagen genau so wie bei der Formung und Sinngebung für kulturelle und gemeinschaftsdienende Bauwerke. So werden beispielsweise für einzelne Gruppen von Dörfern gesittungsmäßige Mittelpunkte gebildet werden müssen, die in ihren räumlichen und technischen Möglichkeiten den Unterschied von Stadt und Land bis auf ein Mindestmaß beheben.
Beim Neuaufbau des Ostens kann es überhaupt nicht in Frage kommen, Verlegenheitslösungen zu bringen, weil man entweder nicht den Mut oder die Mittel zu finden glaubt, um das Ganze zu wollen. Ostpolitik und Zukunft ist - richtig betrachtet - nicht mehr und nicht weniger als Verwirklichung der nationalsozialistischen Idee. Hierdurch ist vor allem die Verpflichtung für den studentischen Nachwuchs fest umrissen. Durch den Landdienst und die Ostarbeit der Studentenschaft ist der Boden für die Gestaltungsaufgaben in den neuen Gebieten und die Erziehungsarbeit an deutschen Menschen erfolgreich vorbereitet. Die deutsche Jugend ist die Hüterin der Ostidee und des Gedankens von Blut und Boden. Sie wird sich daher der Größe der erstandenen Aufgaben würdig erweisen. Einsatz im Osten bedeutet in der kommenden Zeit die schönste Form deutscher Bewährung.
Gelingt es uns, im neue deutschen Osten wirklich eine totale Lösung zu finden, dann wird dieses nationalsozialistische Wirken eines Tages vom neuen Raum auf das Gesamtreich herüber strahlen und wird uns nach Jahrhunderten verfehlter Ostpolitik beweisen, wie schicksalhaft eng der deutsche Osten mit dem deutschen Gesamtschicksal verbunden ist. Durchführung und Methoden der deutschen Ostpolitik mögen sich den technischen und zivilisatorischen Gegebenheiten entsprechend ändern. Das Ziel muß aber für alle Zeiten dasselbe bleiben, den neuen deutschen Lebensraum mit dem Altreich organisch und eng zu verbinden, daß wirklich so die Voraussetzung für unser höchstes Ziel gegeben ist: Das erste wahrhaft germanische Reich aller Deutschen zu formen und in seinen Grundlagen unverrückbar fest zu gestalten."
Prof. Heinrich Friedrich Wiepking-Jürgensmann:
Etwa 1940/41 in fachwissenschaftlicher Siedlungszeitschrift "Neues Bauerntum" oder "Raumforschung und Raumordnung", Seite 132-135. Beide Zeitschriften wurden herausgegeben vom Dahlemer SS-Planungsamt und Sitz des Zentralverbandes der deutschen Landwirtschaftswissenschaft, Podbielskiallee 25/27, Berlin-Dahlem. Prof. Wiepking-Jürgensmann war Lehrstuhlinhaber für Garten- und Landschaftsgestaltung an der Berliner Universität und zugleich Beauftragter des Reichskommissariats für die Festigung deutschen Volkstums im SS-Planungsamt für NS-Landespflege. Durch eine Publikationsverweigerung der Deutschen Forschungsgemeinschaft 1985/86 war Wiepking noch 1994 Namensgeber des Nachwuchspreises der Deutschen Gartenbaugesellschaft.
Wer den Osten gewinnen will, muß gegen das Ostische
kämpfen.
Es können Menschen, Menschenwerke, Städte oder ganze
Landschaften sein, die wir als ostisch empfinden. Die Gefahr einer
Verostung läßt sich bei unseren engen Lebens- und
Verkehrsbeziehungen nicht auf den eigentlichen Osten beschränken,
sie würde sich tief in den alten gesunden und wahrhaft deutschen
Teil des Volkskörpers hineinfressen und ihn in seinen besten
Werten vernichten. Man wird das Weiterfressen des Ostischen nach dem
Westen und Süden nur verhindern können, wenn unerbitterlich
die Quellen des Ostischen auf immer keinen Zufluß zum Westen mehr
haben. Keine Brücke, kein Steg darf zwischen Osten und Westen
bleiben. Unmittelbar an der Grenze unseres neuen Lebensraumes gegen den
Osten müssen auch Bäume als deutsche Zeichen des Lebens
stehen. Alte deutsche Kulturlandschaften sind in jedem Falle grüne
Landschaften voller Sträucher, Hecken, Baumgruppen und Waldungen.
Hart und unvermittelt - ohne Übergänge, ohne sogenannte
Grenzlandschaften - muß sich unser Wesen und Schaffen eindeutig
und sichtbar vom Ostischen abheben, müssen wir in diesem Sinn
Heimat im Osten schaffen.
Wir dürfen im Osten keinerlei Kolonialpolitik treiben.
Der neue Boden muß ein dicht besetzter, in allen Teilen deutscher
Volksboden werden, den deutsche Menschen mit ihrer ganzen Kraft
bearbeiten und mit ihrem vollen Sein und Wesen erfüllen. In fest
geschlossenen Landsmannschaften soll hier die Blüte des deutschen
Bauerntums schaffen. Nicht fünfzig Jungbauern aus fünfzig
verschiedenen Landstrichen darf es in dem neuen Dorfe geben; sie
würden sich, auch wenn sie alle echte und beste Bauern wären,
nicht verstehen. Die Wurzeln edlen Menschentums erwachsen und stehen
nur in der Heimat. Alle große Kultur war und ist in ihren
Grundlagen Heimatkultur. Wir müssen deshalb den jungen Bauern die
Heimatlandschaften, aus denen sie gekommen sind, mit auf den Weg geben,
ohne welche sie sonst in wenigen Jahren versandet, verostet sein
würden.
Wir müssen von den Lehren der Volkskunde ausgehen, wenn wir
völkische Siedlungspolitik betreiben wollen.
Das Wissen von der Gebundenheit deutscher Menschen an Landschaft,
Bodengüte und Heimat, es sei die Grundlage unserer
Landschaftsgestaltung. Geschichtliche Beispiele zeigen die
Größe der Aufgabe. Warum gingen die Engländer, die mit
dem Schiff Mayflower bei Boston landeten, nicht zugrunde? Warum blieben
sie, was sie waren? Die Engländer gingen als eine geschlossene
Einheit hinüber und gründeten drüben sofort eine neue
Heimat, die wundervolle "Grafschaft" Neu-England. Das heutige
Boston, die riesengroße Stadt, besteht aus etwa dreißig
ehemals bäuerlichen Feldfluren. Sofort nach der Landung wurde auf
Jahrhunderte hinaus weise geplant. Der heutige Zweckverband
Groß-Boston läßt noch auf den Allmenden der ersten
englischen Dörfer die Kühe weiden, die zum Teil noch den
direkten Nachkommen der ersten Siedler, die im Stadtgebiet verblieben
waren, gehören. Der Reichtum und der volle Zauber der alten
englischen Kulturlandschaft ging mit über das grosse Wasser:
Bäume, Sträucher und Tiere. Es war eine verschworene
Gemeinschaft der Tat, der Schönheit und des Glaubens, die hier
einer wahrhaft "Neuen Welt", einem neuen Acker, menschliches
Gepräge und Antlitz gab. Alles Gefundene der alten
Heimatlandschaft wurde pfleglich weiterentwickelt, alles Überlebte
und Kranke blieb zurück oder wurde inhaltlich neu geformt. So
entstand eine Kultur, die zu den schönsten in der Welt
gehört. Eine Kultur, von der heute das "Andere Amerika"
zu zehren sucht.
Das "Andere Amerika" ist eine der größten
Katastrophen der abendländischen Welt
Losgelöst von der Heimat, in Gruppen und Grüppchen aus vielen
Völkern, erschienen die Landsucher an neuen Gestaden.
Losgelöst von der Zucht der Heimat, des Stammverbandes und der
Sippe kann isch die Seele des zähen Jägers und Farmers nicht
befreien von dem schlimmsten Kulturgegner aller Zeiten, der eigenen
Begehrlichkeit. Alles was lebte, Mensch, Tier, Prärie, Walt,
Großlandschaft, ja, selbst ein halber Erdteil ging in Flammen
auf! Die Menschen verkommen, versteppen wie das Land und die
Flüsse. Sie werden vom Winde verweht. Mit ihren Nachkommen sind es
vierzig Millionen Deutsche in diesem "Anderen Amerika", die
für uns verloren gingen. Schwaben waren darunter, Niedersachsen,
Ostmärker, Holländer, Flamen und so mancher brave Mann und so
manche deutsche Mutter. Dieses eine Beispiel ist für immer
abschreckend. So wie in USA darf niemals wieder gesiedelt werden!!
Niemals wieder ohne Landschaft, Garten und Heimat siedeln! Niemals
wieder Deutsche als Einzelne ober in zu kleinen Volksgruppen ansetzen.
In öden baumlosen Kultursteppen wird sich deutsches Blut nicht
halten können
Es ist das ein sehr wichtiges Erkennungszeichen für unser
artgerechtes Volk gegenüber der benachbarten Völkermischung,
die eine so geringe Achtung vor dem Wachsenden und dem Nichterworbenen
hat. Die Erhaltung unserer Volkskräfte hängt ab von dem
Aufbau einer lebenspendenden Umwelt, die Gesundheit und stetige
Erneuerung und Festigung des Körpers und des Geistes
gewährleistet. Eine solche Umwelt ist immer wieder neu zu
gestalten und im Osten von Grund auf neu zu schaffen. Gestalten
müssen wir im übrigen ganz Deutschland - nicht nur den
deutschen Osten. Die deutsche Ostsiedlung fängt vor den Toren
Lübecks an! - - Wir brauchen im Osten nicht nur deutsche Menschen,
sondern auch Bäume, Wälder, Wolken und Regen. Wir können
zwar keine Großwetterlage, aber doch ein günstiges
Kleinwetter gestalten! Wir brauchen Schutz gegen das Kontinentalklima -
nicht nur für die Kulturen im Osten, weiter wirkend auch für
die in Mitteldeutschland. Dies verlangt allerdings, daß in der
Landschaftsgestaltung wie in der gesamten Siedlungspolitik das
spezialisierte technische Denken überwunden wird und daß wir
es lernen, die biologische Grundlage aller Maßnahmen zu verstehen
und zu beherrschen. Die Bildung und der Einfluß von Wind, Regen,
Tau, Nebel und Frost sind im großen Ausmaß abhängig
von der Verteilung von Wald, Einzelbaum, Hecke, Pflanzstreifen wie auch
Wasserflächen in der Landschaft. Leichte und moorige Böden
sind der Verwehung un dem Puffigwerden ausgesetzt. Die Luftruhe
über dem Boden ist wichtig für den Kohlensäurehaushalt
der Kulturpflanze, ebenso für das Bakterienleben in den oberen
Bodenschichten. Der Baum ist der natürliche Wasserspeicher, in den
Niederungen wirkt er als Drainage. Augenfällig ist seine Rolle bei
der Beherbergung unserer natürlichen
Schädlingsbekämpfer, vor allem der Vögel. - - Heute sind
landschaftliche Großräume wie die Gebiete Halle/Merseburg,
die Magdeburger, Calenberger, Paderborern und Soester Börde, die
Kölner Bucht und viele andere fruchtbare Landstriche so
ausgeräumt und ausgeplündert von Bäumen, daß sie
nicht als gesundes, heimatliches und wirtschaftliches Land, das auf
lange Sicht seinen Wert behält und Leben spendet, bezeichnet
werden können.
Der Ausbau der Wasserwirtschaft ist eine der vordringlichsten und
wichtigsten Aufgaben der deutschen Ostsiedlung
Endlich kann das Werk Friedrichs des Großen und seines genialen
Waserbauers Brenkenhoff im Wartheland und Netzebruch gekrönt
werden. Und das, was schon der Orden so meisterhaft im Weichseldelta im
Wasserbau schuf, muß uns zu höchster Tat auf diesem Gebiet
anspornen. Es liegt jetzt, nachdem wir die Oberläufe der
Flüsse besitzen, an uns, diese großen deutschen
Siedlungslandschaften endgültig zu sichern und hochwasserfrei zu
halten. - Die heutige Wasserwirtschaftung des Wasserhaushaltes im alten
Reich ist kein Ruhmesblatt für Deutschland! Welche
Gestaltungsaufgabe, welche schöpferischen Möglichkeiten
dieser Art haben wir künftig im Osten! um das Optimum des
Bodenertrages erreichen zu können, fehlen uns im
Weichsel-Wartheraum ungeheuere Wassermassen aus der Luft. Sorgen wir
dafür, daß jeder Tropfen Regenwasser genutzt wird - indem er
aus einer Bauernhand in die andere fließt und den Boden
tausendfach befruchtet. - Nicht das Erreichen der
"Schiffbarkeit" der Weichsel, des Narews, der Netze, der
Warthe und anderer Flüsse ist das entscheidende Ziel. Entscheidend
ist ausschliesslich, daß alle Flußsysteme in ihrer
Ganzheit, also mit ihren feinsten Verästelungen im
naturwissenschaftlichen und wirtschaftlichen Zusammenhang gesehen,
ausgebaut und sinnvoll genutzt werden. Ohne daß ungeheuere
Geldsummen für den Bau von Mammut-Staubecken aufgewendet werden
müssen, fällt gewissermaßen als
"Nebenprodukt" einer vollen "Wassernutzung" im
gesamten Flußgebiet die "Schiffbarkeit" des Flusses mit
unausbleiblicher Sicherheit an.
Wiederum kann uns Nordamerika ein Gegenbeispiel bieten
Seit vielen Generationen, vor allem aber im letzten Jahrhundert hat
sich dort ein Raubbau an den Kulturwerten des Bodens und des Wassers
ohnemaßen abgespielt. Die Sandstürme der Jahre 1934 und 1935
waren die Quittung dafür. Von der Hudsonbai bis zum Golf von
Mexiko jagte der Wind über di ausgelaugten, trockenen, unendlich
weiten und ungeschützten Böden. Weit über die Lande und
Meere wurde der Mutterboden getragen. Hunderttausende Kinder
erstickten. Die Flächen Frankreichs und Deutschlands zusammen sind
kleiner als die Fläche der Felder, die allein durch diese beiden
Sandstürme zu Wüsten verweht wurden. Für den neuen
deutschen Osten sagt das amerikanische Beispiel nicht nur
grundsätzlich, sondern auch tatsächlich sehr viel. Unser
ganzes östliches Grenzland, mit Ausnahme der slowakischen
Waldgebirge, aber mit Einschluß des Mährischen Gesenkes,
schwebt in großer Verwehungsgefahr. Ja, es besteht nicht nur
Verwehungsgefahr, sondern es sind auch bereits riesige Flächen
ehemals bester Böden auf den Windschattenseiten um viele Dezimeter
übersandet, so daß der Pflug des Bauern den guten Boden
nicht mehr greifen kann, während auf den Angriffsseiten des Windes
der gute Boden fortgeweht und das Relief des Landes bis auf den
steinigen Untergrund ausgeblasen wurde. Das alles durch die Schuld von
Menschen, die nicht unseres Geistes und Blutes sind. Zweifellos ist das
die größte Gefahr! Nicht nur für unser Ostland, sondern
für Großdeutschland und darüber hinaus für den
Bestand Europas! Wir müssen darum den Osten als eine
unzerstörbare Einheit von Volkstum und Landschaft, von Heimat und
Rasse zusammenfügen, die ein Fundament der Kultur, angefangen vom
Boden als dem Ursprung darstellt.
Für den Aufbau der deutschen Ostlandschaft sind
selbstverständlich alle partikularischen Gedankengänge
abwegig.
Die deutschen Stämme sind untereinander sehr viel näher
verwandt als wir allgemein glauben. Es wäre trotzdem falsch, wenn
man im neuen deutschen Osten unabhängig von den großen
Stammesbildungen und damit unabhängig von den großen
Stammeslandschaften, eine neue deutsche Einheitslandschaft formen
würde. Die reiche Mannigfaltigkeit der deutschen Landschaften ist
eine der nie versiegenden Quellen der vielgestaltigen deutschen
Geistes- und Schöpfungskraft. Es dürfte aber genügen, im
Anschluß an die bisherige Stammes- und Landschaftsausprägung
im Altreich drei große neue Einheiten zu bilden:
Der erste Gebietsraum würde im Fortsetzung des niederdeutschen Danziger Werders den gesamten Raum des Korridors einschließlich des Südufers der Netze und den neuen Gebietsraum Ostpreußens umfassen müssen. Der neue mitteldeutsche Raum wäre südlich an den niederdeutschen Raum anzuschließen und weiter nach Süden seine oberdeutsche Fortsetzung haben. Besondere Beachtung bedürfen die Unterschiede im Leistungsvermögen unserer deutschen bäuerlichen Stämme. Nur Leistungsmenschen dürfen zur Ansiedlung kommen! Erbbiologisch heißt das: Selbst Leistungstypen als vereinzelte Ausbildungen des menschlichen Erbganges sind rücksichtslos auszuschalten. Mindestens muß die Leistung der Sippe nachgewiesen werden, bis ins dritte und vierte Glied! Sicherer aber ist es, die Leistung ganzer Landschaften der Auswahl unserer neuen Bauern zugrunde zu legen. Es ist ganz gleich, wo die Untersuchung einer solchen Landschaftsleistung vorgenommen wird. Die Leistung der Grafschaft Bentheim beispielsweise ist wesentlich höher als die des benachbarten Hümmlings. Gleiche Unterschiedlichkeiten treffen wir im Land Sachsen, in Schwaben, in Franken, in Bayern oder in der Ostmark an. Die bäuerlichen Gruppen, die im Osten zum Einsatz kommen, werden größte ackerbauliche Leistungen zu bewältigen haben. Wir haben als Deutsche genügend geschichtliches Lehrgeld gezahlt, um auch solche Gruppen auszuwählen, deren Erfolg nicht von vornherein gewährleistet erscheint.
Ein besonderes Ziel ist das Hinlenken des bäuerlichen Siedelns
auf kulturfähiges Land
Es ergibt sich sowohl aus der deutschen Siedlungsgeschichte, wie aus
den gegenwärtigen Notwendigkeiten des Aufbaues eines standfesten
deutschen Volks- und Wirtschaftslebens im Osten. Siedlung deutscher
Bauern muß immer von vollkulturfähigem Boden ausgehen, und
sie darf immer nur insofern weiter fortschreiten, als es gelingt, neues
Land voll kulturfähig zu machen. Zu leichte, nicht
ackerfähige Böden sind grundsätzlich von jeder
Besiedlung auszuschließen. Solche Böden können deswegen
nur Walt, Exerzierplätze, Militärbauten, Gewerbeanlagen oder
unter Umständen und in nicht zu großem Ausmaßen, auch
nichtbäuerliche Siedlungen tragen. Sollten trotzdem leichte
Böden zur Besiedlung freigegeben werden, so ist nach den
geschichtlichen Erfahrungen zu erwarten, daß diese von deutschen
Menschen bald wieder geräumt und von ostischen Leuten unterwandert
werden. In einem volksbiologisch gefährdeten Grenzraum bildet also
ein zu leichter Boden, der als Siedlungsland genutzt wird, stets eine
der größten Gefahren für die Erhaltung des deutschen
Volksbodens. Diese Lehre aus der europäischen Siedlungsgeschichte
müssen wir für alle zukünftigen Fälle ziehen.
Niemals in der Geschichte hat der germanisch deutsche Bauer freiwillig
einen Boden angenommen, auf welchem er nicht unter allen Umständen
wirtschaftssicher ist. - - Wenn trotzdem im Gebietsraum des bisherigen
Polens deutsche Kolonisten bisweilen auch auf leichten Böden
angetroffen werden, so hat doch diese Sachlage völlig andere
Voraussetzungen. In allen Fällen waren diese Siedler nicht frei in
der Bodenwahl; stets lag ein ausgesprochener Notzustand vor. Not aber
kennt kein Gebot, kein Gesetz. Die Agrarkatastrophen West- und
Mitteleuropas in den letzten Jahrhunderten trieben die Kolonisten
außer Landes. Versprechungen der russischen und polnischen
Fürsten und allzu rosige Schilderungen der Werber führten die
Landhungrigen in fremdes Land. Hier angekommen, standen sie häufig
ohne Geldmittel auf verlorenem Posten; oft auf leichtem Boden und meist
ohne starken volklichen Zusammenhang. Wer die Siedlungsgeschichten
solcher in einem fremden Volksraume schwimmender deutscher Volksinseln
untersucht, wird ergriffen sein von der Zähigkeit und von dem
Lebenswillen dieser in lebensungünstige Umwelten verschlagener
Volksgenossen. Häufig behaupten sich solche deutsche Kolonisten
auch auf leichtem Boden, das beweisen ihre Leistungen, die manchmal den
dreifachen Ertrag erbringen wie ihre polnischen Nachbarn auf gleichen
Böden und gleichen Flächengrößen.
Entscheidend ist die Prägung einer kämpferischen Form
für diese Landschaft
Die Forderung einer Wehrlandschaft ist kein Spiel mit Worten. Weite
Ebenen ohne Wasserlaufnähe und Baumbestände, ohne Gliederung
durch Waldungen und durch Siedlungen sind auch, militärisch
gesehen, eine zu offene Sache. Die Kosaken des Weltkrieges konnten sich
z.B in Ostpreußen nicht entfalten, weil zu viel Koppelzäune
und Hecken das Land kreuz und quer durchliefen. Im jüngsten
polnischen Feldzug haben wir zwei in ihren Wirkungen äußerst
starke Waffengattungen kennengelernt: Flugzeuge und motorisierte
Einheiten. Ihre Wirkungen in baumloser Steppe sind vernichtend gewesen.
Es bedeutet kein Ausplaudern militärischer Geheimnisse, wenn
für die Zukunft gesagt wird, daß in siedlungs- und
kulturmäßig hochentwickelten Landschaften jene modernen
Kampfmittel in ihrer Wirkung weitgehend aufgehoben werden. Kein fremder
Flieger darf irgend etwas sehen können, was ihm verborgen werden
kann. Auch dem schwersten Tank können Bäume entgegenwachsen,
die er nicht brechen kann. Stauweiher können geschaffen werden,
die auf lange Strecken feindliche Anmarschwege verlegen. Getarnte
eigene Anmarschwege und Flächen sind so anzulegen, daß sie
ein Glied des Ganzen sind. Wie es seit den ältesten Zeiten der
Kriegsgeschichte immer Scheinangriffe gegeben hat, so sollten wir in
einer idealen Verteidigungslandschaft auch Scheinpflanzungen vorsehen.
Eine Schutzpflanzung auf großer weiter Fläche lenkt die
Augen eines jeden Flieger- und Artilleriebeobachters auf diese eine und
einzige Deckungsmöglichkeit. Wir müssen deshalb auch dort
pflanzen, "wo nichts sitzt". Für den Deutschen ist das
Entwickeln solcher Gedanken kein leeres Daherreden, sondern eine
Lebensnotwendigkeit, die sich aus seiner Lage im europäischen Raum
ergibt. Der Deutsche besitzt im übrigen eine alte wertvolle
Tradition in der Entwicklung solcher Wehrlandschaften. Es sei nur an
die Knicks und an die Feldmauern der ausgeprägten
Bauernlandschaften unseres Nordwestens und unserer Hochgebirge
erinnert. Ursprünglich haben einmal alle germanischen Stämme
diese landschaftlichen Formen geprägt. Ein deutsches Volk, das
wieder lebenstüchtig, kämpferisch seine Heimat versteht und
gestalten, wird an diese uralte Form anknüpfen.
H. H. Schubert: Aufsatz im Neuen Bauerntum 33 1941 S.404f.
Als im September-Feldzug 1939 der polnische Staat sein durch 20 Jahre künstlich erhaltenes Leben aufgab und die eingegliederten Ostgebiete zum Reich kamen, wurde die Entscheidung fällig, wie die Bevölkerung dieser neuen Provinzen in staatsrechtlicher Hinsicht zukünftig zu behandeln sein sollte. Das Beispiel der Vorweltkriegszeit war durch die neuen Erkenntnisse und Wertungen des Nationalsozialismus als überholte etatistische Denkungsart hinfällig geworden, denn eine Behandlung der polnischen Bevölkerung als deutsche Staatsangehörige wie vor 1918 kam selbstredend nicht mehr in Frage. Diese staatsrechtliche Gleichstellung der Polen mit den Deutschen war seinerzeit ein Hauptgrund mit für zahlreiche Umvolkungsprozesse zum Schaden des deutschen Volkes gewesen.
Aus dem Blutsgedanken des Nationalsozialismus ist das Volk und nicht der Staat oberstes Gesetz. Die qualitative und quantitative Verbesserung des deutschen Blutes ist zur vornehmsten Aufgabe der Innenpolitik geworden. Da aber die großzügigen bevölkerungspolitischen Maßnahmen nur deutschen Menschen zugute kommen dürfen, um nicht fremdes Volkstum zu stärken, muß es ganz allgemein grundsätzliches Ziel sein, daß sich zukünftig deutsche Volkszugehörigkeit und deutsche Staatsangehörigkeit (Reichsbürgerrecht) decken, während Angehörige fremden Volkstums im Reich Schutzangehörige des Reiches werden. Die dritte Form, die deutsche Staatsangehörigkeit auf Widerruf ist geeignet, volkstumsmäßig entfremdetes deutsches oder artgleiches Blut in das deusche Volkstum zurückzuführen.
Die naheliegendste Lösung, die Mitglieder der organisierten deutschen Volksgruppe in Polen zu deutschen Staatsangehörigen und die Polen zu Schutzangehörigen zu machen, war in Anbetracht der großen Verschiedenartigkeit der Bevölkerung in den eingegliederten Ostgebieten nicht durchführbar. Auch eine Abgrenzung zwischen "deutsch" und "polnisch" allein nach dem Bekenntnisprinzip wäre den Tatsachen nicht gerecht geworden. Es gibt in den eingegliederten Ostgebieten starke Bevölkerungsteile, die zwar nicht deutscher, aber auch nicht polnischer Abstammung sind und mehr oder minder starke deutsche Blutseinschläge aufweisen. Vor allem aber gibt es im gesamten Ost- und Südostraum Europas deutschstämmige Elemente, die in ihrem Bekenntnis Bindungen zum fremden Volkstum eingegangen sind. Diese Bindungen weisen alle Grade auf; von angepolten Personen, von deutschen Menschen in völkischer Mischehe, bis zu Renegaten und bewußten Polen deutscher Abstammung. Für den Wechsel des Volkstumsbekenntnisses sind sehr verschiedene Gründe zu suchen, die zur Wertung dieser Bevölkerungsteile abgewogen werden müssen. Einmal erleben wir an allen Volkstumsgrenzen, daß die haltungsmäßig schwächsten Elemente mit den geringsten seelischen Widerstandskräften zuerst ohne Rücksicht auf nationalpolitische Situationen umvolken, zumal wenn materielle Vorteile dies beschleunigen; ein zuerst vielleicht nur äußeres Lippenbekenntnis wandelt sich langsam zur wirklichen Umvolkung. Eine genaue Prüfung der Umvolkungsvorgänge zeigt aber auch, daß speziell die deuschen Siedler im östlichen und südöstlichen Vorfeld des Reiches im fremden Staatsvolk aufgingen, weil ihr Blutserbe sie zu den staatlichen Ordnungselementen drängte und weil der soziale Aufstieg allein über das Staatsvolk führte. Dieser soziale Aufstieg war aber für den im slawischen Raum lebenden deutschen Menschen zwangsläufig. Weiterhin ist zu berücksichtigen, daß das Volkstumsbewußtsein erst im 19. Jahrhundert zu seiner heutigen Kraft erwachte, während in früheren Jahrhunderten an seiner Stelle der staatliche Untertan, das Landeskind usw. stand; so setzte - um ein Beispiel zu nennen - auch Friedrich der Große bei der "Peuplierung" seiner Lande durchaus nicht nur deutsche Bauern und Bürger an. Daneben hat auch das Versagen der staatlichen Volkstumspolitik manche Schuld am Aufgehen deutscher Menschen im Polentum; es sei nur auf das Beispiel der Bamberger bei Posen hingewiesen.
Auf diesen Jahrhunderte dauernden Verlust deutscher Blutssubstanz in das polnische, tschechische Volk usw. sind weitestgehend die politischen, kulturellen und wissenschaftlichen Kräfte im Slawentum zurückzuführen.
Der Blutsgedanke des Nationalsozialismus kann auf die Rückgewinnung dieses Blutes nicht verzichten, soweit es erhalten geblieben ist; Grundsatz muß sein, daß kein Tropfen wertvollen deutschen Blutes verlorengeht. Andererseits ergibt sich aus dem gleichen Blutsdenken, daß eine Rückgewinnung von durch Verbindungen mit minderem Blut wertlos gewordenen deutschen Blutsteilen nur eine unverantwortliche Belastung des deutschen Volkskörpers bedeuten würde, indem ihm stammesfremdes Blut zugeführt wird.
Die Rückgewinnung des verschütteten deutschen Blutes ist somit im Blutsgedanken des Nationalsozialismus begründet; über der Rechtung des polnischen Verhaltens des Einzelnen im Volkstumskampf steht die Notwendigkeit, um der Kinder und Kindeskinder willen dieses Blut zurückzuführen in den deutschen Volkskörper. Bis zur Erreichung der politischen Ein- und Rückdeutschung hat die Rechtsstellung und Betreuung sich den im einzelnen gegebenen Verhältnissen anzupassen.
Diese Grundsätze haben zwangsläufig klare Grenzen gegenüber dem Polentum geschaffen. Nicht etwa aus Sorge heraus, daß aufgenommene polnische Elemente politisch nicht verdaut werden könnten. Die Stärke der nationalsozialistischen Idee würde heute zweifellos in wenigen Jahrzehnten die Eindeutschung großer fremdvölkischer Bevölkerungsteile erreichen lassen, zumal wirtschaftliche Momente dieses nur beschleunigen würden. Mag auch der Mangel an Arbeitskräften, der auch in der Nachkriegszeit ein schwerwiegendes Problem sein wird, noch so sehr diesen Weg als wünschenswert erscheinen lassen, so ist dennoch durch den nationalsozialistischen Blutsgedanken eine klare Grenze gesetzt. Denn wir erkennen heute, daß der völkische Untergang durch Rassenvermischung, der im Völkergeschehen bisher scheinbar zwangsläufig war, dem deutschen Volk nicht durch eine Vermischung mit irgendwelchen artfremden Rassen droht, die es in Europa in größerem Umfange nicht gibt, sondern allein durch eine Vermischung mit dem Slawentum. Die Geschichte hat bereits eindeutig das Urteil über den Blutswert des Polentums gesprochen.
So ergaben sich hieraus die Richtlinien für die Volkstumspolitik in den eingegliederten Ostgebieten. Auf Grund der Anordnung des Reichsführers SS als Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums vom 12.9.1940 erschien die Verordnung über die Deutsche Volksliste und die deutsche Staatsangehörigkeit in den eingegliederten Ostgebieten vom 4.3.1941, RGBl. I, S.118 (Neues Bauerntum, Heft 4/1941). Zur Erfassung der Deutschen bzw. der einzudeutschenden Bevölkerungsteile wird danach eine Deutsche Volksliste eingerichtet. Sie ist je nach den politischen Voraussetzungen bei den einzelnen Personenkreisen in vier Abteilungen gegliedert. Näheres enthalten die Durchführungsbestimmungen des Reichsinnenministeriums vom 13.3.1941. Um eine beschleunigte und zuverlässige Erfassung der Volksdeutschen sicherzustellen, sind bei den Reichsstatthaltern (Oberpräsidenten) Zentralstellen, bei den Regierungspräsidenten Bezirksstellen und bei den unteren Verwaltungsbehörden (Landräte Oberbürgermeister) Zweigstellen der Deutschen Volksliste errichtet. Die Zweigstellen nehmen die Anträge auf Eintragung in die Deutsche Volksliste entgegen, die Bezirksstellen und die Zentralstelle fungieren als Beschwerdeinstanzen. Beim Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums Staabshauptamt wird ein Oberster Prüfungshof für Volkszugehörigkeitsfragen eingerichtet. Im Verfahren der Deutschen Volksliste ist die Mitwirkung sowohl der Partei- und Verwaltungsstellen, wie auch führender Volksdeutscher sichergestellt. Auf Verfahrensfragen soll in einem weiteren Artikel näher eingegangen werden.
Während die Deutsche Volksliste die Aufgabe hat, deutsche Menschen auch staatsrechtlich wieder einzugliedern, sowie Bevölkerungsgruppen, die weder deutscher noch polnischer Abstammung sind und stärkere deutsche Blutseinschläge aufweisen, dem deutschen Volkstum zuzuführen - über die rassische Eignung entscheidet eine rassische Überprüfung - , ist hiervon folgende ähnliche Maßnahme zu trennen. Als deutsche Menschen können im Rahmen der Deutschen Volksliste nur Personen angesehen werden, die ihre Abstammung von deutschen Großeltern schlüssig nachweisen können. Es wurde aber schon darauf hingewiesen, daß im Ostraum seit Jahrhunderten deutsches Blut in fremdem Blut aufgegangen ist, ohne daß die Nachkommen sich heute dieser Abstammung besinnen oder sie nachweisen könnten. Ja, darüber hinaus sind in diesem Raum wahrscheinlich noch aus der Völkerwanderungszeit germanische Elemente seßhaft geblieben oder mit Wikingern, Schweden usw. in diesen Raum gelangt. Dies gilt besonders für das Weichseltal. Wollte man darauf verzichten, auch diese Menschen für das Deutschtum zu gewinnen, so hieße dies dem Polentum die Blutsgrundlagen für ein Führertum zu belassen, das aus deutsch-germanischer Wurzel stammt. Es ist also heute weiterhin Aufgabe, diese wertvollen Blutselemente dem deutschen Volkstum zuzuführen, auch wenn die deutsche Abstammung nicht mehr nachweisbar ist. Auslesemaßstab muß in diesen Fällen daher die rassische Eignung sein, indem es gilt, vorwiegend nordisch-fälische Rasselemente auszumustern und umzuvolken. - Auf die Durchführung dieser Maßnahen soll gleichfalls noch gesondert eingegangen werden.