AboDjourou ist zurück im schönen Traum
Arsenal empfängt Chelsea heute zum Derby – Johan Djourou signalisiert seinem Boss Arsène Wenger Bereitschaft.

Die Botschaft stellt er gleich an den Anfang, weil das, was er meldet, für ihn keine Selbstverständlichkeit sein kann: «Es geht mir sehr gut, alles ist bestens.» Und hinterher schickt Johan Djourou sein gedrängtes Programm in diesen Festtagen, die für ihn primär aus Arbeit bestehen: Training am 25., Training am 26., Spiel am 27. Dezember, danach die Fortsetzung im selben Rhythmus, bis das neue Jahr angebrochen ist: Training, Spiel, Training, Spiel. Es ist die üblich hohe Intensität, mit der in England zum Jahresende der Fussball zelebriert wird.
Für den bald 24-Jährigen ist das nichts Neues, seit 2003 lebt er in England und kennt deshalb keine Winterpause. Und doch ist er dankbar, dass er heute, wenn Arsenal den FC Chelsea zum Derby empfängt, nicht auf der Tribüne sitzen muss oder auf Krücken angewiesen ist.
Vom Kind zum Mann
Vor einem Jahr war das so gewesen. Djourou, geboren in der Elfenbeinküste und aufgewachsen in Genf, litt an einem Knorpelschaden im linken Knie. Im September 2009 wurde er operiert, die Zwangspause wurde lang und länger, sein 27-minütiges Comeback gab er erst in der letzten Meisterschaftsrunde. Der Innenverteidiger verbrachte den Juni 2010 nicht an der WM, sondern in den Ferien in den USA. Djourou litt lange acht Monate, aber er zweifelte nie, im Gegenteil: «Ich habe in der Zeit meiner Abwesenheit viel gelernt. Vor der Verletzung war ich wie ein Kind, das sich vor den Grossen kleinmacht. Heute bin ich ein Mann mit Selbstbewusstsein. Man kann mit seinen Gegnern nicht immer nur höflich sein. Ich hatte Zeit, um über vieles in meinem Beruf nachzudenken.»
Djourou ist der hoch aufgeschossene Mann mit dem steilen Aufstieg, der sich fast ein wenig kitschig anhört. Er kickte für Etoile Carouge, und gut war er schon als Bub. Als er noch keine 16 war, meldete sich Arsène Wenger, Wenger, der Trainer von Arsenal. Er hatte Djourou auf seiner Liste, er wollte Djourou unbedingt, aber es gab auch Bedenken, vor allem seine Adoptivmutter machte sich Sorgen: Ein Junge, allein in einer aufregenden Weltstadt, wie nur sollte das gehen? Michel Pont, damals Sportchef bei Carouge und heute Assistenztrainer der Nationalmannschaft, rief Wenger an, um zu erfahren, was er mit Djourou vorhatte. «Arsène sagte mir: ‹Wir haben 40 Spieler beobachtet, und Johan ist einer der Besten. Ich sehe ihn als möglichen Kandidaten für die Nachfolge von Patrick Vieira.›»
«Arsenal ist der Verein, den ich bewundere»
Pont war beruhigt, die Adoptivmutter auch. Und Djourou sagt fast acht Jahre später: «Mein Wechsel zu Arsenal war der beste Entscheid meines Lebens. Ich habe jenen Kritikern die Antwort gegeben, die fanden, ich würde viel zu früh ins Ausland wechseln. Es war damals ein schöner Traum, es ist immer noch ein schöner Traum, erst recht, wenn ich wieder spielen kann.» Mühe, sich in der Fremde zurechtzufinden, kannte er keine, weil er früh lernte, selbstständig zu sein. «Das fing mit 13 Jahren an», sagt Djourou, «ich lebte unter der Woche in Payerne, besuchte das Ausbildungszentrum des Verbandes und kehrte nur an den Wochenenden nach Genf zurück.»
Aus Djourou, dem potenziellen Nachfolger Vieiras im defensiven Mittelfeld, ist zwar längst ein Innenverteidiger geworden. Wenger hat trotzdem am Schweizer festgehalten und wiederholt betont, was er von ihm hält. «Er sagt mir, dass Johan ein echter Leader sei. Das hat mich positiv überrascht», sagt Pont, «er will in der Zukunft auf ihn setzen.» Djourou hat sich mit seiner Partnerin Emilie und der einjährigen Tochter Lou im Londoner Norden eingerichtet und gefunden, was sein Leben annehmlich macht. Den Vertrag hat Djourou ein weiteres Mal verlängert: Bis mindestens 2014 soll Arsenal sein Klub sein, den er einzig 2007 für ein halbes Jahr verliess, um in Birmingham Spielpraxis zu sammeln: «Arsenal ist der Verein, den ich bewundere. Und Wenger ist der Trainer, der mich spüren lässt, dass er mir vertraut.»
Das Ziel, der Beste zu werden
Zeit bleibt dem 25-fachen Schweizer Nationalspieler also genug, um in der Hierarchie der zentralen Verteidiger aufzusteigen. Vor sich hat er gegenwärtig die Franzosen Laurent Koscielny und Sébastien Squillaci – oder aus seiner Optik: «Noch sind sie vor mir.» Das stärkt seinen Ehrgeiz, auf die Überholspur zu wechseln und das Tempo zu erhöhen. «Ich will zeigen, dass ich retour bin.» Und: «Mein Ziel ist es, der Beste auf dieser Position zu werden.»
Es sind grosse Worte, gewiss, aber für Michel Pont sind sie nicht Ausdruck von Selbstüberschätzung. «Johan ist ein moderner Innenverteidiger, der sofort die ideale Lösung hat, wenn der Ball vor ihm liegt. Sein Spiel ist von Klarheit gezeichnet. Ich traue ihm zu, dass er bei Arsenal Stammspieler wird.» Auf sechs Premier-League-Einsätze hat es Djourou in dieser Saison gebracht, dazu kommen vier Spiele in der Champions League. Mehr sollen es werden, mehr müssen es werden, sagt Djourou und hält sich dafür strikt an sein Motto: «Ich muss bereit sein, wenn der Boss mich ruft.»
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